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FRIEDRICH ADOLF RICHTER – EIN PORTRAIT

 

12. Mai 2021  – 175 Jahre wäre er heute alt, Friedrich Adolf Richter, der Erfinder der Ankersteine. Das Rezept zur Herstellung der Bausteine erwarb Richter von den Gebrüdern Lilienthal. Er ließ es patentieren und entwickelte daraus das erste Systemspielzeug der Welt. Damit wurde er Hoflieferant der Königshäuser und hatte schnell Niederlassungen in Wien, Amsterdam, St. Petersburg und New York.

Heute würde man von einem TOP-Manager sprechen, wenn es um Friedrich Adolf Richter geht. Richter, der am 12.05.1846 in Herford geboren wurde und später ins Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt übersiedelte, um Arzneimittel herzustellen. Neben Augen- und Ohrentropfen, ist das Elixier Pain Expeller ein Verkaufsschlager gewesen, es versprach Linderung bei Rheuma, Gelenkschmerzen und Gicht. 1884 baute Richter das Rudolsbad, welches damals als Luxus-Kurhotel galt. Die Besucher und Patienten konnten auf Richters Arzneimittel zurückgreifen und zusätzlich modernste medizinische Errungenschaften wie Röntgenapparate nutzen. Der großzügige Park lud zum Wandern und Rasentennis ein.

Außer den Arzneimitteln vertrieb Richter auch Schokoladen, Kakao und Bonbons. Um alles selbst zu organisieren, kam später eine Druckerei sowie eine Kartonagenfabrik dazu. Auch Schallplatten und Musikautomaten gehörten zu seinem Portfolio.

Friedrich Adolf Richter war um 1906 der größte Arbeitgeber Rudolstadts; zu dieser Zeit arbeiteten 562 Menschen in den Fabriken des Unternehmers. Er galt als fortschrittlich und großzügig, denn er stellte bereits damals eine Kantine zur Verfügung, in der das angebotene Essen subventioniert wurde. Ebenfalls lud Richter seine Belegschaft einmal jährlich zu einem Picknick in den Rudolspark ein. Auch Gesundheitsprävention und Altersvorsorge bot Richter seinen Arbeitern an.

Richters Marketing war wegweisend. Er legte viel Wert auf Prämierungen seiner Produkte. Auch die heute bekannten Sammelkarten sind seine Idee gewesen.

Die größte Bekanntheit errang Richter jedoch mit den Ankerbausteinen, deren weltweite Fangemeinde bis heute wächst. Seit Sommer 2017 gehört die Ankerstein GmbH zum Verbund der AWO Rudolstadt. Die Manufaktur wird als Integrationsbetrieb geführt und setzt zusätzlich zu den traditionellen Baukästen auf therapeutische und pädagogische Angebote. Gerade in einer zunehmend digitalen Welt sind die Erfahrungen des Bauspiels extrem wichtig. Kinder erfahren spielerisch Größen- und Mengenverhältnisse und begreifen mit allen Sinnen statische und mathematische Grundsätze.
In Anerkennung seines Wirkens und zur Bewahrung seines Erbes wurde die freie Gemeinschaftsschule der AWO Rudolstadt nach Friedrich Adolf Richter benannt.

Weitere Informationen zu dem Visionär der Gründerzeit und sein Wirken in Rudolstadt erfahren Interessierte, wenn es das Pandemiegeschehen wieder zulässt, während einer Manufakturführung der Ankerstein GmbH.

Den Originalartikel finden Sie hier

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