Schulstruktur
An einer Gemeinschaftsschule lernen alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam mindestens bis zur Klassenstufe 8 und werden entsprechend ihrer Leistungsmöglichkeiten, Begabungen und Interessen im vorwiegend binnendifferenzierenden Unterricht individuell gefördert. Unsere staatlich anerkannte Gemeinschaftsschule umfasst die Klassenstufen 1 bis 12.
2017 eröffneten wir eine der ersten reggio-orientierten Primarstufen in Deutschland und nahmen eine erste Klasse mit maximal 24 Kindern auf. Damit wurde unsere seit 2009 bestehende weiterführende Schule um die Klassen 1 bis 4 erweitert. Somit besteht die Möglichkeit, von Klasse 1 bis 12 an unserer Gemeinschaftsschule zu lernen. Seit dem Schuljahr 2019/20 ist unsere Primarstufe als Haus der kleinen Forscher zertifiziert.
Wir ermöglichen durch stabil bleibende Klassenverbände verlässliche Lern- und Elterngemeinschaften, die mit- und aneinander wachsen können. Kinder lernen auf unterschiedliche Art und Weise. Deshalb bieten wir auch entsprechend vielfältige Formen des Lernens an. Diese sind zum Beispiel die Tischgruppe, der Kernfachunterricht, die Expeditionen und die tägliche individuelle Lernzeit.
Diese Tischgruppen sind Lerngemeinschaften, die über einen Zeitraum von bis zu einem halben Schuljahr im Kernfachunterricht und in den Lernzeiten miteinander arbeiten. Sie bestehen aus 4 bis 6 Schülern.
Im Kernfachunterricht Deutsch und Mathematik legen wir Wert auf einen systematischen Aufbau der Basiskompetenzen und grundlegende Kulturtechniken. Lesen spielt dabei im Anfangsunterricht eine zentrale Rolle, wir werden mit einer Silbenfibel arbeiten. Das Erlernen der Schreibschrift halten wir für sinn- und wertvoll.
An unserer Schule setzen wir das Arbeiten in Projekten in Form von zwei aufeinanderfolgenden Forschungstagen in der Primarstufe um, diese können in der Schule oder an für das Vorhaben relevanten Orten (Wiese, Wald, Fluss, Museum, Betrieb etc.) stattfinden. Wir laden uns phasenweise Experten für das jeweilige Thema ein oder besuchen die Experten an ihren Wirkungsorten.
Im Rahmen der Kreativzeiten können die Kinder aus einem vielfältigen Angebot wählen. Für gemeinsames Essen in der Gruppe sowie Bewegung im Freien steht ausreichend Zeit zur Verfügung. Die Hort- und Ferienbetreuungszeiten passen wir im Rahmen der Möglichkeiten den konkreten Bedürfnissen der Familien an.
Die zentrale Aufgabe der Pädagogen in unserer Primarstufe ist es, die Welt fragwürdig zu machen, den Kindern zu helfen, Fragen an die Welt zu entwickeln, diese Fragen sinnvoll zu gliedern und ihnen im forschend-entdeckenden Lernen sowie im Dialog mit den Mitschülern nachzugehen.
Mit einer eigenen Primarstufe ermöglichen wir den Schülerinnen und Schülern ein längeres gemeinsames Lernen, ein Schulwechsel an das Gymnasium oder eine Regelschule nach dem Absolvieren der Grundschulzeit ist nicht notwendig, selbstverständlich aber möglich.
Klassen 5 & 6
In der Klasse 5 wird zunächst viel Wert auf die Bildung der neuen Lerngemeinschaft gelegt, da ein Teil der Schüler aus unterschiedlichen Schulen und Lernsettings zu uns an die Schule wechseln. Die methodischen Unterrichtsansätze und Arbeitsformen werden eingeführt, so dass die Schüler lernen, wie sie an unserer Schule lernen.
Klassen 7 & 8
Die Jahrgänge 7 und 8 zeichnen sich laut Stundentafel der Thüringer Gemeinschaftsschule durch eine noch stärkere Fächerbreite aus. Auch hier wird der binnendifferenzierte Unterricht durch individualisiertes Arbeiten in den Lernzeiten ergänzt, was bedeutet, dass Inhalte auf verschiedenen Anforderungsebenen bearbeitet werden können. Zum Ende der Klasse 7 erfolgt gemeinsam mit dem Schüler und den Eltern eine Laufbahnberatung. Auf der Grundlage des Zeugnisses werden die möglichen Einstufungen aufgezeigt und der Schüler wählt sich in Abstimmung mit Eltern und der Schule in jedem Fach in eine der Anspruchsebenen I-III ein. (Anspruchsebene I – Hauptschulabschluss, Anspruchsebene II – Realschulabschluss, Anspruchsebene III - Erwerb der allgemeinen Hochschulreife).
Diese Einwahl nimmt noch keine Schulabschlussentscheidung vorweg, sondern sie ermöglicht im Laufe des 8. Schuljahres eine Orientierung an den konkreten Leistungsanforderungen, die zu den verschiedenen möglichen Schulabschlüssen führen. Der Schüler kann sich in unterschiedlichen Fächern auf unterschiedlichen Anspruchsebenen bewerten lassen, entsprechend der eigenen Stärken und Entwicklungszielen.
Im Wahlpflichtbereich bieten wir ab Klasse 7 drei Fächer an: Naturwissenschaft&Technik, Darstellen&Gestalten, Informatik.
Klassen 9 & 10
Die Schuljahre 9 und 10 stehen im Zeichen der Vorbereitung auf die jeweiligen Abschlussprüfungen.
Zum Ende des 8. Schuljahres hat sich der Schüler in Absprache mit Eltern und Lehrern auf einen anzustrebenden Schulabschluss festgelegt, so dass nun die Bewertung in den Fächern auf einer Anspruchsebene (I, II oder III) erfolgt.
Ob die Schüler*innen ab Klasse 9 weiter im bisherigen Klassenverband lernen oder eine abschlussbezogene Neuaufteilung erfolgt, wird nach pädagogischen Erwägungen durch die Schulleitung nach Rücksprache mit dem Schulträger festgelegt.
In der Klasse 10 lernen die Schüler auf zwei Anspruchsebenen (II und III). Die Schüler der Klasse 10, die auf der Anspruchsebene II lernen, bereiten sich auf die Realschulabschlussprüfung vor. Die Schüler, die auf der Anspruchsebene III lernen, bereiten sich auf die besondere Leistungsfeststellung (BLF) vor. Nach dem erfolgreichen Realschulabschluss kann der Schüler in die Lerngruppe wechseln, die in Klasse 10 auf der Anspruchsebene III lernt und damit die Einführungsphase der Thüringer Oberstufe absolvieren. Er muss nicht an der BLF teilnehmen.
Die Klassenstufen 5 – 10 sind staatlich anerkannt, das bedeutet, dass wir die entsprechende Prüfungen (Qualifizierender Hauptschulabschluss und Realschulabschluss) selbst abnehmen dürfen und Zeugnisse erteilen können.
Die gymnasiale Oberstufe in Thüringen hat das Ziel, die Schülerinnen und Schüler durch eine vertiefte allgemeine Bildung auf ein Hochschulstudium vorzubereiten. Dieser Aspekt des weiterführenden Schulabschnitts über die zehnte Klasse hinaus wurde bereits bei der Gründung unserer Schule verfolgt und angestrebt.
Mit Beginn des Schuljahres 2015/2016 startete die gymnasiale Oberstufe unserer Schule, die staatliche Anerkennung erfolgte zum 1.8.2017. Dies bedeutet, dass wir die Schülerinnen und Schüler selbst prüfen dürfen, demzufolge erwerben die Schülerinnen und Schüler bei uns ein vollwertiges Abitur. Die Thüringer Oberstufe besteht aus einer einjährigen Einführungsphase und einer zweijährigen Qualifikationsphase.
Auf direktem Weg erfolgt der Übertritt an unserer Schule nach der Klasse 8, wenn die Leistungen gymnasialen Anforderungen genügen. Nach dem 10. Schulbesuchsjahr in der Einführungsklasse der Oberstufe wird die Besondere Leistungsfeststellung (BLF) abgelegt und in die zweijährige Qualifikationsphase gewechselt. So wird eine Abiturprüfung nach 12 Schulbesuchsjahren erreicht. Im Zuge unserer Bemühungen, möglichst lange unterschiedliche Bildungswege offen zu halten und gemeinsames Lernen zu ermöglichen, können Schülerinnen und Schüler auch nach erfolgreichem Realschulabschluss in die Oberstufe wechseln. Dies ist momentan noch der RegeIfall an unserer Schule. Die Schülerinnen und Schüler werden in die Klasse 11S aufgenommen und können binnen drei weiterer Schuljahre ein vollwertiges Abitur erwerben.
Die Klasse 11S stellt dabei eine Brückenfunktion zwischen der Klasse 10 (Realschule) und der Klasse 11 (Gymnasium) dar. Die Schüler bekommen innerhalb dieser Klassenstufe Zeit zur Vorbereitung auf das zu erwartende Anspruchsniveau in der gymnasialen Oberstufe.
In der sich an die Klasse 11S anschließenden zweijährigen Qualifikationsphase wird der Unterricht in Fächern mit erhöhtem und mit grundlegendem Anforderungsniveau sowie im Seminarfach durchgeführt. Unsere Schule bietet konzeptionell neben den Kernbereichen Deutsch (5 Unterrichtsstunden pro Woche) und Mathematik (3 Unterrichtsstunden pro Woche) die Fächer Englisch, Geschichte und Biologie im erhöhten Anforderungsniveau an. Im grundlegenden Anforderungsniveau ergänzen Chemie, Geografie, Musik, Sport, Ethik und Spanisch das Fächerangebot unserer Oberstufe. Fächer- und damit themenübergreifender Unterricht wird im Fokus der neuen Oberstufe an unserer Schule stehen.
Ziel unserer Schule ist ein hoher Grad an individualisiertem und binnendifferenziertem Lernen, welches sich im Rahmen einer kleinen Oberstufe sehr gut realisieren lässt. Dabei legen wir Wert auf ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Selbstreflexion sowie Methodentraining. Innerhalb regelmäßig stattfindender persönlicher Gespräche zwischen Schüler und Lehrer wird ein kontinuierlicher Weiterentwicklungsprozess angestrebt, gesteuert und unterstützt.