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STUDIENFAHRTEN

Krakau 2022 - Historische Spurensuche im „Athen des Nordens“

 

Studienfahrt der Klasse 11S der Friedrich-Adolf-Richter-Schule Rudolstadt nach Krakau – eine Nachlese

 

Es war alles neu im September: neues Schuljahr, neue Klasse 11S, neuer Klassenlehrer, ein neuer Klassenraum. Gleich zu Beginn galt es sich dem neu ausgerichteten Studienfahrtenkonzept der Oberstufe der Friedrich-Adolf-Richter-Schule zu widmen: im Fokus der jährlich stattfindenden Studienfahrten steht erfahrungsgeleitetes und praktisches Lernen am anderen Ort, das sinnvoll mit Unterrichtsinhalten verknüpft wird.

 

Mit der direkten Anknüpfung an das Fach Geschichte wurde sich bewusst dazu entschieden, Polens historisch reizvollste Stadt, Krakau, zu besuchen. Das „Athen des Nordes“ sollte individuell und in Kleingruppen erkundet werden.

 

Mitten im ehemaligen Zentrum des europäischen Judentums, folgten die SchülerInnen einzelnen historischen Spuren der hier bis 1939 lebenden Juden. Sie entdeckten historische Orte wie das Stadtviertel Kazimierz („Sonderaktion Krakau“), das ehemalige KZ und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau oder die Fabrik Oskar Schindlers. Sie lauschten Klezmer-Musik und probierten koscheres Essen. Für alle sichtbar war, warum Krakau eine Stadt der Superlative war und immer noch ist. In der alten Königsresidenz verbinden sich Geschichte, Geschichten, Sagen und Mythen zu einem magischen wie dynamischen Flair. Die pulsierende Metropole mit ihren rund 6.000 Baudenkmälern aus Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Jugendstil ist die „heimliche Hauptstadt Polens“ und wirkt gleichermaßen wie eine Stadt aus einer anderen Zeit. Die Stadt Krakau – von Zerstörungen verschont – pflegt ihre Altstadt und ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Keiner der üblichen Konsumtempel zerstört das unvergleichliche Antlitz und Flair. Herausragend auch: Die KrakauerInnen haben ca. 300.000 Betroffene des Ukraine-Krieges aufgenommen und geben ihnen eine neue Heimat.

 

Sowohl das Aufgabenspektrum als auch die Tiefe der unmittelbaren Erfahrung waren für alle ebenso anstrengend wie spannend. Sei es das Essen, die Begegnungen in der Remuh-Synagoge und angrenzendem Friedhof, die Klänge der Klezmer-Musik. Überall war die einzigartige Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart gegenwärtig. Der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und die gezielte Antwortsuche waren die unmittelbarste Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Juden. Es bleibt bei allen die Erkenntnis: Die Ausgrenzung und letztlich all das menschliche Leid begann zunächst sprachlich. Es waren „DIE Juden“, die „DIE ANDEREN“, welche für vieles Schlechte verantwortlich gemacht wurden. Genau das darf – mit Blick auf heute – nicht wieder zugelassen werden. Es gilt: Stellung beziehen, dem Diskurs nicht ausweichen und sich bemühen, hinter die eigenen Beobachtungen zu schauen.

 

Der gesamte Prozess der Studienfahrt nach Krakau kann anhand von individuellen Arbeitsergebnissen, illustrierten Aufgabenportfolios und bildhaften Reflexionen nachvollzogen werden. Alle sechs Arbeitsgruppen haben ihre Themen aus der Gruppenarbeit präsentiert. Alle Teilnehmenden nutzten mit Engagement diese Möglichkeit, neben der fachlichen Bearbeitung vor allem individuelle Reflexionen miteinzubeziehen.

 

Somit steht fest: Der Auftakt des neuen Studienfahrtenkonzepts unserer Oberstufe war gelungen. Das pulsierende Krakau selbst, die gelungene Organisation und nicht zuletzt das ungebrochene Interesse der SchülerInnen haben dieses Pionierprojekt erfolgreich werden lassen.

 

Interessenten sind zum „Tag der offenen Tür“ der Friedrich-Adolf-Richter-Schule am 16.12.2022 herzlich eingeladen die Ergebnisse des Projektes selbst zu sehen. 

 

Michel Ehrhardt (Klassensprecher) I Dr. Reimund Meffert (Klassenlehrer 11S) I Veronika Walther (Pädagogische Leitung)